Gedanken: Smartphones

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Ich fotografiere schon seit Jahren gerne. Nicht professionell, sondern ohne Blendeneinstellung, ohne den ISO Wert zu verändern, ohne Grau-Filter. Einfach für mich, weil mich Landschaften und ansprechende Motive begeistern (und weil ich gerne Fotobücher gestalte).

Seit wir zu dritt sind, habe ich das Fotografieren richtig vernachlässigt, aber Pascal ist in der Zwischenzeit zum Profi geworden und hat sich das nötige Know-How beigebracht. Jetzt fällt mir immer öfter auf, wie mein Smartphone dauerhaft um meinen Hals hängt, irgendwo vor meinem Körper rumbaumelt und bei jeder Gelegenheit gezückt wird.

Komme ich an einen schönen Fluss: Klick.
Sehe ich ein besonderes Tier: Klick.
Scheint die Sonne auf die Berge: Klick.
Ab und zu mal ein Gebäude: Klick.
Ohhh, dieses Schnitzel ist aber besonders schön angerichtet: Klick.

Als wir heute bei der Stabkirche von Lom waren, bin ich einmal schnell drum herum gehuscht, habe 5 Fotos geschossen und wäre sofort bereit gewesen wieder abzuzischen.
Gut, dass es davor eine riesige Rasenfläche gab, auf der sich unser Junior noch austoben wollte. So war ich quasi „gezwungen“ mir Zeit für diesen Ort zu nehmen. Ich konnte mir in Ruhe die Infos durchlesen und erfuhr, dass hier in den 80er Jahren bei archäologischen Ausgrabungen die größte Münzsammlung Norwegens gefunden wurde. Ich suchte zusammen mit Pan alte, rostige Nagelköpfe in den Altholzbalken der Kirchmauer. Ich schlenderte einfach gemütlich über das Areal und da fiel es mir auf:
Schon wenn die Leute aus ihren Autos stiegen, zückten sie (genau, wie ICH) ihre Smartphones und schossen ein Foto nach dem anderen. Niemand nahm sich Zeit, alle wirkten gehetzt, gingen mit flottem Schritt einmal um die Kirche herum, fragten andere Besucher, ob sie noch schnell ein Fake-Smile-Foto von ihnen schießen könnten, als Erinnerung an diese 5 Minuten im Sommerurlaub 2021. WOW.

Je länger ich das beobachtete, umso schrecklicher fand ich es. Und das Schlimmste war, dass ich mich genauso verhielt. War das schon immer so? Seit wann nehmen wir alles um uns herum nur noch durch unser Smartphone wahr?
Wieviel verpassen wir wohl im Leben, weil wir uns einfach keine Zeit nehmen? Und wäre es nicht mal schön, manche Bilder NUR mit den Augen zu SEHEN, um sie anschließend im Herzen zu speichern (der besten Speicherkarte der Welt)?

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Anonymous

    Bin ganz bei dir, liebe Lisa, es fängt ja schon im Kindergarten an…wir Erzieher machen Fotos fürs Portfolio, oft fragen wir nicht mal nach, wie die Situation/ das Gebaute…entstanden ist, was das Kind sich dabei dachte🤷‍♀️. Immer weniger wird darauf vertraut, dass wir wirklich Wichtiges als Erinnerung des Herzens “ zurückholen “ können.
    Mut zur Lücke wäre uns zu wünschen und die Gewissheit, dass Herz und Seele viel Platz haben, Gerüche, Gefühle, Gesehenes …zu speichern und uns so immer wieder die Möglichkeit geben, innezuhalten und wirklich bei uns zu sein❣
    Die aus der Hub🧡

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