Irgendwie konnten wir uns nicht so richtig mit unserem Schlafplatz in Lom anfreunden und fuhren ein paar km weiter nach Frisvoll. Und zack, ergab alles wieder einen Sinn: Manchmal muss man Umwege fahren, um an den schönsten Orten zu landen! Wir fanden einen Schlafplatz, direkt an einem Kieselstrand, die Sonne strahlte, ein türkisfarbener Fluss bahnte sich seinen Weg an Heidi vorbei. Eine Feuerstelle und die schnakenfreie Zone machten das Gesamtbild perfekt. Selbstverständlich blieben wir hier und verbrachten 3 wundervolle Tage in diesem Paradies, kamen zur Ruhe, badeten nackt im Fluss und rückten ein Stück näher zusammen. Ich merke, dass wir immer mal wieder an Orten landen, die uns unendlich viel Kraft geben. Orte, die vollkommene Glückseligkeit in uns auslösen. Das Leben fühlt sich dort leicht an, befreit von Ängsten, Sorgen und Stress. Ich merke auch, dass ich dann jede Faser meines Körpers wahrnehme, denn hier gibt es nur die Natur und uns drei. Alles, was ich brauche.
Genau so fühlte sich auch dieser Platz für mich an. Und ähnlich wie an den Schären in Schweden, erging es mir auch hier: Es fiel mir schwer, weiter zu ziehen… Denn es fühlte sich an, wie zuhause.
Unsere Reise geht weiter zum Geiranger Fjord. Lange hatten wir überlegt, ob sich der Weg dorthin lohnen würde. Letztendlich entschieden wir uns dafür, weil wir anschließend Atlanterhavsveien sehen wollten.
Das Erste, was uns auffiel, war das Campingverbot. Verwöhnt, von den vielen, tollen, freien Schlafplätzen der vergangen Wochen, wussten wir erstmal gar nicht, wie wir damit umgehen sollten. Denn bisher haben wir lediglich dann einen Campingplatz angesteuert, wenn wir waschen mussten und unbegrenzt WLAN brauchten. Einen ruhigen Schlafplatz ohne Verbotsschild zu finden, erwies sich also als ziemlich schwer. Gut, dass es für solche Notlagen die App unseres Vertrauens gibt, die immer ein Plätzchen parat hat. Und so war es auch: direkt am Fjord und ÜBERRASCHUNG auch direkt an der Straße. Diese Rastplätze und Parkbuchten sind eigentlich mein größter Horror. Ich muss zugeben, ich bin leicht traumatisiert von deutschen Autobahnrastplätzen, die mit Glasscherben und Kippen übersät sind und an die ekelhaft stinkenden Edelstahltoiletten und die vielen, komischen Menschen will ich erst gar nicht denken…
Doch hier war es anders: Pan konnte ohne Bedenken überall herumwirbeln, es war picobello sauber, unsere spanischen Nachbarn brachten ne Portion gute Laune mit und eine leichte Meeresbrise flog uns um die Nase. Ab und zu sprangen wir ins Wasser und genossen diesen sonnigen Tag mit vielen anderen Weltenbummlern. Schön, wenn man sieht, dass Rastplätze sogar sowas wie Charme haben können… Neben uns schlugen noch einige Motorradfahrer ihre Zelte auf und ein paar Womos und Busse gesellten sich auch dazu. Jeder fand sein Plätzchen und der Tag neigte sich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang dem Ende zu. (Verrückter Zufall: Hier parkten Claudia und Salvatore zum ersten Mal neben uns, die wir Ende August in Schweden zufällig wieder trafen.)
Wir packten früh zusammen, um zum Storsaeterfossen Wasserfall zu wandern.
Durch Norwegens Natur zu schlendern ist einfach wundervoll. Die Wanderwege sind so natürlich und ohne großen Schnick Schnack, es geht wortwörtlich über Stock und Stein. Wir stiefelten schmale Pfade entlang und balancieren über kleine Bäche. Schafe kreuzten immer wieder unsere Wege und sogar ein Hermelin schaute neugierig zwischen einigen gestapelten Steinen hervor.
Als wir am Wasserfall ankamen, ließen sich auch schon die ersten Sonnenstrahlen des Tages blicken. Das Schönste war jedoch, dass wir die einzigen waren. Pan schlief in der Kraxe, Pascal fotografierte und ich hatte einfach Zeit für mich. Ich liebe diese Momente. 15 Minuten still in der Morgensonne zu sitzen, geben mir mittlerweile soviel, wie eine Woche Urlaub…
Der Wasserfall war ziemlich eindrucksvoll! Besonders die Möglichkeit HINTER das herabrauschende Wasser zu wandern, war etwas, was wir so noch nie erlebt hatten. Der Abstieg ist jedoch nicht zu unterschätzen und war an vielen Stellen extrem rutschig. So kam unser Junior leider nicht in den Genuss dieses Abenteuers…
TIPP: Es lohnt sich wirklich, bereits morgens los zu ziehen, da die Wanderwege und die dazugehörigen Parkplätze um diese Uhrzeit ziemlich leer sind!
TIPP: Unbedingt ein Zelt (und vielleicht Ohropax) mit auf diese Wanderung nehmen! Es gibt eine große, ebene Fläche kurz vor dem Wasserfall, die sich gut zum Zelten eignet!
Unsere Reise geht weiter nach Vestnes, wo wir durch Zufall landeten und direkt zwei Nächte blieben. Dieser Ort war magisch: es fühlte sich an, als wären wir irgendwo in Kanada in der Pampa gelandet… Offline. Kein Netz. Kein Internet. Eine willkommene Abwechslung. Unsere Mamas zuhause fanden es eventuell etwas beunruhigend, dass wir 48h von der Bildfläche verschwanden… UPSI.
Heidi stand direkt am Fluss, um uns herum nichts, außer Wald und viiiiel Elch Kacke. Also hier mussten wir quasi endlich einem begegnen… Umso mehr freute ich mich, als wir abends ins Aufstelldach krochen und plötzlich ein großes Tier ziemlich laut neben unseren Köpfen schnaufte. Ich war ganz aufgeregt, rüttelte an Pascal und versuchte ihm mit stummen, übertriebenen Mundbewegungen klar zu machen, dass er den Reißverschluss des Fensters öffnen solle. Nach 5 Jahren Beziehung kann er Gott sei Dank Lippen lesen! Die Spannung stieg, er öffnete ganz langsam den Reißverschluss, jetzt war es also soweit, ich sah ENDLICH… eine Kuhherde, die sich über unseren Müll her machte. Meine Enttäuschung hätte nicht größer sein können. Und Pascal versuchte währenddessen mit einer Mischung aus Stroboskop-Lichtsignalen, Gugus-da! und undefinierbaren Geräuschen die Herde zu vertreiben. Erfolglos.
Ich gebe trotzdem nicht auf: Ich werde einen Elch sehen!
Wir nutzten den darauffolgenden Tag, um die Gegend zu erkunden. Es gab hier wirklich nichts. Weder Zivilisation, noch so etwas wie Trampelpfade. Das bedeutete: Querfeldein. Wir fanden lediglich eine ziemlich zugewucherte Brücke und eine völlig zerfallene Holzhütte. Bis auf ein paar Schafe und die Kuhherde, die leider kein Elch war, waren wir hier wohl die einzigen!
Also machten wir Feuer, tranken das erfrischende Flusswasser, nahmen uns viel Zeit zum Kochen, redeten, spielten und beschäftigten uns miteinander. Mir fällt immer öfter auf, dass wir Themen besprechen, für die wir uns im Alltag nie Zeit nehmen. Was unsere Kommunikation als Paar anbelangt, sind wir in diesen paar Wochen bereits sehr gewachsen. (Wir hatten aber auch genug Konflikte, um überhaupt Lernerfahrungen daraus ziehen zu können.) Auch die körperliche Zuwendung, die während unserer Zeit in der Schweiz oft nur aus dem obligatorischen Begrüßungs- und Abschiedskuss bestand, fühlt sich wieder so wahrhaftig und ehrlich an. Es lohnt sich, jeden Tag Beziehungsarbeit zu leisten!
Unsere Reise geht weiter nach Atlanterhavsveien (Atlantikstraße). Diesen Tipp hatten wir bereits vor ein paar Tagen von unserer Fähren Bekanntschaft Tore bekommen. DANKE nochmal dafür!
Ich muss gestehen: Diese 8km Fahrt waren echt atemberaubend. Die Atlantikstraße führt über 8 Brücken, und viele, kleine Inseln. Die Route ist sowohl bei Touristen, als auch bei den Einheimischen ziemlich beliebt. Wobei diese den Ort eher zum Angeln nutzen!
Es gab auf halber Strecke einen großen Parkplatz, mit einem Café und einem barrierefreien Rundweg. Dort suchten wir uns auf den Felsen einen Platz zum picknicken, während Pascal ein paar Drohnenaufnahmen schoss. Ein spannendes Fleckchen Erde, das wirklich eine Reise wert ist (Pascal meinte: „Joa, ’s isch halt ä Stroß.. “ und konnte meine Begeisterung weniger teilen).
Je weiter wir in den Norden Norwegens kamen, umso schwieriger gestaltete sich die Schlafplatzsuche. Es war nicht mehr so einfach möglich, von der E6 links oder rechts abzufahren und dann im Paradies zu landen. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr wir in den letzten Wochen mit Bilderbuch Schlafplätzen verwöhnt wurden! Also entscheiden wir, unser erstes großes Ziel, die Lofoten, zügig anzusteuern. Wir fuhren täglich ca. 2h, bauten auf, kochten, gingen schlafen, frühstückten, bauten ab und fuhren weiter. Und Überraschung: keiner von uns dreien hatte Spaß an diesem Fahrrhythmus. Wir kamen nie wirklich zur Ruhe und landeten an vielen Orten, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätten… Das Schöne an dieser Reise ist, dass wir jederzeit die Möglichkeit haben, Abläufe so zu ändern, dass wir uns damit wohl fühlen. Und genau das taten wir auch:
Als wir in Grane ankamen, nahmen wir uns genau die Zeit, die wir zum Entspannen brauchten. Wir fanden einen sehr schönen Schlafplatz am See, die verschneiten Berge spiegelten sich im klaren Wasser und einige Meter weiter gab es sogar einen Sandstrand. Pascal sägte Holz, machte Feuer und ich würdigte seinen Aufwand, indem ich uns die ekelhafteste Gemüsesuppe auf Erden kochte. Ich darf gar nicht daran denken…. Uaaaah.
Aber nichts konnte unsere Laune trüben. Wir saßen zusammen am Strand, badeten im See, pflückten wilde Himbeeren, wanderten durch den angrenzenden Wald und waren dankbar an diesem kraftvollen Ort gelandet zu sein.
Aber halt. Was war das für ein Geräusch???? Keine 10m hinter uns hagelte auf einmal ein Zug durch. Nicht wirklich. Da suchten wir ein ruhiges Plätzchen für die nächsten Tage und stellten uns neben ne Bahngleise?!? Zum Glück gab es ja das Nachtfahrverbot, so war das Ganze nur halb so wild… Dachten wir. Hahaha. Nur 5x bretterte nachts ein Zug an Heidi durch. Nur 5x saß Pan anschließend im Bett. Und nur 5x hätte ich gerne en Campingstuhl über den Platz geworfen.
Trotzdem blieben wir eine weitere Nacht, weil wir uns hier, abgesehen von der nächtlichen Ruhestörung, unfassbar wohl fühlten.
Nach 3 Tagen waren unsere Akkus wieder voll und wir nutzten das Regenwetter und die laaange Schlafphase des Juniors zum Fahren. Währenddessen hielten wir stets Ausschau nach potentiellen Plätzen für die Nacht. Vergebens. Sämtliche Schotterpisten waren Privatwege und im Wald machten uns Schranken und Verbotsschilder das frei stehen unmöglich. Auch der Hunger wurde größer, was die ganze Situation zu einem ziemlich explosiven Mix machte…
Irgendwann war die Not an diesem regnerischen Mittwoch Nachmittag so groß, dass wir in einer Haltebucht an der alten E6 übernachteten. Um es kurz zu fassen: dem beschissensten Platz, den wir bisher hatten. Hinzu kam, dass wir 44km in die falsche Richtung gefahren waren und hier eigentlich nie gestrandet wären…
Nach dieser Nacht war klar: wir nehmen noch heute die Fähre auf die Lofoten!
Unsere Reise geht weiter nach Bodo….
Aufgewacht, wie jeden Morgen seit eurer Abreise geschaut, ob es was Neues gibt…einen kleinen Freudenjauchzer ausgestoßen und gleich deine Zeilen „verschlungen“; schöner kann momentan der Tag kaum beginnen👏! Und wieder habe ich gestaunt, war gerührt, habe laut gelacht – gugus…daa, um Kühe loszuwerden ist schon eine kreative, wenn auch nur leidlich erfolgreiche Idee 🤣- und durfte euch wieder ganz nah sein🤗.Und auch über meine etwas in die Jahre gekommenen Moralvorstellungen ( WAAS; die baden NACKT🤦♀️?!?!?!) musste ich schmunzeln😉😁 und habe sie einfach mal schnell „über Bord geworfen“😆.
Und nun passt weiter aufeinander auf, drückt unseren gemeinsamen Schatz Pan ganz herzlich🧡,
ihr seid in unseren Herzen🥰,
die aus der Hub👋🤗🧡