Am Montag, den 19.07.2021 haben wir die Fähre von Strömstad nach Sandefjord genommen.
(Das Ticket haben wir direkt vor Ort für 37€ gekauft, die Überfahrt dauerte 2,5h mit der Fjordline Fähre.)
In Norwegen angekommen, wurden unsere Reisepässe kontrolliert und der CovPass-QR Code gescannt. Der Grenzbeamte war freundlich, wünschte uns eine gute Reise und nach 1 Minute konnten wir auch schon losdüsen!
(INFO: Personen ohne Schutzimpfung mussten einen negativen Corona Test im Testzentrum an der norwegischen Grenze ablegen und konnten anschließend auch einreisen.)
Sandefjord wirkte sehr lebendig, viele Menschen waren auf den Straßen, ein großer Rummel mit Zuckerwatte und Fahrgeschäften direkt in der Stadt und trotzdem sauber und nicht reizüberflutend. Eigentlich ganz okay, aber ey, wer braucht schon Städte, wenn man auch Einöde haben kann? Wir nicht!
Keine halbe Stunde später hatten wir auch schon ein Plätzchen in Larvik gefunden, wo wir die Nacht mit vielen anderen Campern verbrachten. Vor Ort gab es Toiletten, Frischwasser, einen Müllcontainer, eine Entleerstation und sogar einen abgetrennten FKK-Bereich. Natürlich hat Pascal versucht, mich davon zu überzeugen, dass wir LEDIGLICH bei den Freikörper Freunden einen schönen Platz finden würden… Zu seinem Pech war dort schon alles belegt und der kleine Paco bekam keine Frischluft.
Also bauten wir auf, schmissen den Gasherd an und kurz darauf begrüßte uns auch schon der erste Nachbar.
Ein Norweger kam zu uns rüber, erklärte, wo es zum Strand geht, staunte über den Bus Ausbau und glänzte mit ziemlich guten Deutsch Kenntnissen. Ich fühlte mich hier sofort willkommen!
Generell begegneten uns die Norweger oft neugierig, aber auf eine faszinierend unaufdringliche Art und Weise. Sie scheuten sich nicht, Begeisterung und Lob auszusprechen und waren uns gegenüber stets aufgeschlossen und kontaktfreudig. Dabei sprachen sie auch noch ziemlich perfekt englisch (da schäme ich mich schon fast das ein oder andere Mal für mein peinliches Schul-Englisch, das zu 20% aus deutschen Füllwörtern besteht).
Unsere Reise geht weiter nach Lyngdal.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Schlafplatz wollten wir unbedingt eine Daten SIM Karte kaufen, da sich unser Datenvolumen dem Ende zuneigte. Also versuchten wir unser Glück in insgesamt 3 Geschäften – ohne Erfolg. Die Voraussetzung, um günstig an so ein heiliges Teil ran zu kommen, ist ein Wohnsitz in Norwegen. Cool, haben wir beide nicht.
Die einzige Option wäre, dass wir für 10€ ne SIM Karte kaufen, und für 100 Tacken im Monat unlimited surfen können. Hörte sich für uns jetzt nicht so attraktiv an. Frustriert zottelten wir ab und krönten die Niederlage mit einem kindgerechten Mittags Menü bei der Fast Food Kette unseres Vertrauens.
Ohne Datenvolumen in der Tasche, aber mit ner neuen Regenjacke fuhren wir nach Lyngdal. Und WOW! Diese Landschaft war einmalig (TIPP: unbedingt die E39 fahren). Mächtige Berge, Wälder, Flüsse, Seen, Wasserfälle und Meer. Kleine Inseln, vereinzelt ein paar Häuser. Die Natur wirkte wild und an vielen Stellen unberührt. Diese Schönheit in Worte zu fassen, ist fast unmöglich. Unser Schlafplatz setzte direkt noch ne Schippe oben drauf: Sandstrand, kristallklares Wasser, umringt von Birken, Kiefern, Wildblumen und Gestein. Worüber ich jedoch am Meisten staunte war, dass hier einfach kaum Leute waren. In unserer Heimat quetschen sich direkt bei den ersten Sonnstrahlen ALLE an Orte wie diese und unsere französischen Nachbarn kommen auch noch dazu. Dreht man sich einmal auf seiner Strohmatte um, liegt man schon auf dem verschwitzen, dicken Oberarm von dem Typen nebenan. Macht richtig Spaß. Umso schöner ist es, dass mir diese Reise zeigt, dass es auch anders geht!
Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu und der neue Morgen beginnt direkt mit Diskussionen und richtig gemeinen Worten meinerseits. Das Zusammenleben auf engstem Raum strengt uns oft an. Pascal braucht die Ordnung im Bus und ich hab tausend Dinge im Kopf, wodurch das ein oder andere liegen bleibt. Das nervt mich selbst sogar… Aber anstatt zusammen Lösungen zu finden, muss ich erstmal bockig sein und unser gesamtes Leben in Frage stellen. Eine Charakterrigenschaft, die so richtig ätzend und verletzend ist. Andauernd im Austausch miteinander zu sein ist gar nicht so einfach und fordert uns richtig heraus. Eigentlich müsste ich ja Profi darin sein, gelingende Kommunikation war ja ein großer Teil meiner Ausbildung… Aber im Privatleben – PUUUUUH, da kommt Lisa, die Kommunikationshemmerin, doch das ein oder andere Mal zum Vorschein.
Aber eine Sache hilft immer: Wanderschuhe an und Abmarsch. Also gemeinsam natürlich. So regeln sich kleine Auseinandersetzungen oft wie von selbst und man hat Zeit, seine Gedanken zu ordnen.
Wir marschierten zum Erikstadfjellet, von dem man einen tollen Blick auf den Fjord hat! Dabei haben wir uns nur 2x verlaufen und waren knapp 1h länger unterwegs. Eigentlich sollte ich direkt „NEIN!“ sagen, wenn Pascal meint: „Ich glaube, wir sollten nicht der Weg Markierung folgen, sondern hier lang gehen…“
Aber wo bliebe da das Abenteuer? Und durch unseren kleinen Umweg entdeckten wir eine große, abgelegene Grillstelle, mit Schutzhütte und fabelhaftem Blick auf die Berge. Das schreit doch förmlich nach Pizza über dem Feuer (was es bei uns ab sofort mindestens 1x die Woche geben wird!).
Unsere Reise geht weiter zum Preikestolen.
Ich dachte, dass wir nach Smögen schlauer waren, was Touri-Hotspots anbelangte. Aber nö. Wir zogen das richtig krasse Programm durch:
Zuerst bezahlten wir umgerechnet 25€ für den Parkplatz, auf dem wir NICHT übernachten durften. Hinzu kam, dass Pascal nach dem ersten Kilometer merkte, dass er das Stativ vergessen hatte. Das drückte seine Laune schonmal mächtig. Anschließend quälten wir uns mit gefühlt tausend anderen Menschen über Stock und Stein und kraxelten teilweise auf allen Vieren über die Felsen, (die eher kein genormtes Schrittmaß hatten,) bis die Beine so richtig schön brannten. Zu meinem Pech war Pascal trotz Kraxe auf dem Rücken so schnell wie Usain Bolt. Und ich? Ich hechelte mit ner roten Birne hinterher. Familienausflüge sind einfach was Schönes.
Nach gut 1,5h bergauf (4km) waren wir da. Und hunderte weitere Touristen auch. Mein Innerstes wollte sofort umdrehen und wieder gehen. Menschenansammlungen haben eine komische Wirkung auf mich. Ich bekomme die vielen Reize nicht verarbeitet und mein Gehirn stellt sofort auf Energiesparmodus. Da Pascal in Ruhe fotografieren wollte, suchte ich mir mit Pan ein ruhiges Fleckchen in der Sonne und schaffte es dort tatsächlich zu entspannen. Dieser Zustand hielt stolze 5 Minuten, bis Pascal ziemlich angepisst zurück kam… Was soll ich sagen? Es war ja schon kacke, dass er das Stativ vergessen hatte, aber dass auch noch die Speicherkarte im Bus lag, setzte der ganzen Situation die Krone auf. Scheiße, jetzt musste ich empathische Höchstleistung abliefern, obwohl ich tief in mir drin dachte: „Hab ich jetzt wirklich einen Rucksack vollgestopft mit Kamera-Equipment umsonst hier hoch geschleppt…?“
Ich sah, wie sich eine tiefe Traurigkeit in ihm breit machte, als er sein Smartphone zücken musste, um wenigstens ein Erinnerungsfoto von diesem Ort zu haben.
Ich wusste, dass in so einem Fall nur eines hilft: Das Drohnen Verbotsschild! Denn wie jeder weiß: wenn Pascal ein Verbotsschild sieht, muss er genau das Verbotene machen. Und so war es auch. Ein kurzer Flug mit der Drohne und der Papa war wieder glücklich. Ach, das Leben kann so einfach sein…
TIPP: Wir würden die Wanderung zum Preikestolen auf jedenfall nochmal machen. Allerdings mit einem Trekking Zelt! Die Landschaft ist wunderschön zum Zelten und man erwischt Zeitpunkte, wo man vollkommen alleine dort oben ist!
Unsere Reise geht weiter nach Fossmork
und wir möchten DANKE sagen für die coolen Gespräche mit:
Philipp, Hannah & Fenris
Alex & Yvonne
Hi ihr zwei, lustig zu lesen eure Geschichten, mit der Speicherkarte kann ich voll nachvollziehen:) Wir wünschen euch noch eine schöne Zeit.
Philipp, Hannah und Fenris!
Moini ihr 3! Schön von euch zu hören und freut uns, dass euch unsere Geschichten amüsieren.. Jaaa, ohne Speicherkarte loszuziehen war ziemlich doof, ist aber Seither NIE wieder passiert! 😅
Auch euch wünschen wir alles Liebe!
Hallo Lisa , es macht Freude deine Berichte zu lesen, musste das eine und oder andere Mal schmunzeln. Hab heute auch zum ersten mal deine Seiten gefunden und deine sehr schönen Bilder genossen. Ich wünsche Euch schöne Wochen in Norwegen bleibt gesund. Grüssle Krimhild ( in der Mittagspause- virtuell dem Alltag entflohen 🙂
Hallo Krimhild! Freut mich, dass Dir die Beiträge und Fotos gefallen haben! Wir schicken Grüße nach Hause und hoffen, dass es euch allen gut geht!