Norwegen Juli/August 2021 – Teil 2

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Ziemlich geschafft von unserem Tag am Preikestolen fuhren wir unseren Schlafplatz in Fossmork an, der direkt gegenüber von der bekannten Felsformation lag. Eine schmale Serpentinenstraße führte uns dort hin (bei diesen Kurven bräuchte ich mindestens 4 Arme mehr, um alles im Bus festhalten zu können, was hin und her rutscht). Aber der anschließende Blick auf den Fjord war jede Kurve wert. Mit dem Fernglas konnten wir sogar die Massen an Touristen auf dem Preikestolen sehen.
Wie fast überall, gab es auch hier eine Feuerstelle, Tische, Bänke, Müllcontainer, viele Schafe und JUHUUU ein Plumsklo. (Ich erinnere mich, dass ich als Kind bei unseren vielen Urlauben in Schoppernau – Österreich dem Plumsklo eher mit gemischten Gefühlen begegnete. Hätte mir da mal jemand gesagt, dass ich irgendwann für diesen vertrauten Geruch dankbar sein werde…)
Schnell war klar, dass wir die nächsten Tage hier verbringen möchten. Also ratz fatz aufgebaut – das geht mittlerweile echt Hand in Hand und jeder von uns weiß, was zu tun ist: Pan spielt und freut sich, dass er mal nicht unter Beobachtung steht, Pascal macht das Aufstelldach, den Tisch, die Stühle und spannt die Markise ab und ich räume den Bus auf.



Während wir abends noch die Umgebung bei einem Spaziergang erkundeten, sahen wir, dass einige Wanderrouten von hier starteten und nahmen uns vor, am nächsten Morgen ziemlich früh zum Sollifjell zu marschieren.
Also klingelte der Wecker um 7 und wir machten uns bei Nebel auf den Weg. Auf unseren Wanderungen merke ich immer wieder, wie verwöhnt wir doch sind, mit den perfekt angelegten Wanderwegen und der guten Beschilderung in unserer Heimat. Danke Schwarzwaldverein!
In Norwegen formt die Natur den Wanderweg und der Mensch markiert die Route alle paar Meter mit einem roten Punkt. Die Strecke war wieder typisch norwegisch: wir kletterten über Felsen, sprangen über Pfützen und stolperten über Baumwurzeln. Vorbei an Seen, Weidelandschaften und mächtigen Felsen.
Ca. 1h ging es stets bergauf und natürlich war ich wieder sauer auf Pascal, obwohl wir GEMEINSAM entschieden hatten, diese Wanderung zu machen. Egal. Er war Schuld.
Je weiter wir hoch kamen, umso mehr verzog sich der Nebel (und auch meine Laune). Und plötzlich waren wir da. Nur wir drei, über den Wolken, umringt von einer sagenhaft schönen Berglandschaft. Ich war so überwältigt, dass ich ein paar Tränchen vergossen habe. Was für ein versöhnlicher Moment diesen Ausblick mit meiner kleinen Familie erleben zu dürfen! Norwegens wilde Natur ist genau das, was meine Seele braucht. Diese einsamen Orte geben mir so unendlich viel Kraft und lassen mich oft spüren, wie leer meine Batterie von den Anstrengungen der letzten Monate war.
Nach einer Stunde verzog sich die Nebelfront, wodurch dann letztendlich auch der Fjord sichtbar wurde. Einfach magisch!


Unsere Reise geht weiter nach Botnen, wo wir durch Zufall landeten. Auf dem Weg zum Latefossen Wasserfall fuhren wir an diesem Schlafplatz vorbei und waren so begeistert von dem kristallklaren Wasser des Bergsees, dass wir unbedingt bleiben wollten. Pascal hat zum Glück en gutes Auge für Schlafplätze, während ich eher landschaftsblind aus dem Fenster glotze und begeistert vor mich hin schwärme „WOOOOOW, wie schön es hier ist!“.
So verbrachten wir wieder die Nacht an einem Bilderbuch-Spot, direkt am Wasser, mit Feuerstelle neben der Heckklappe. Haben wir einfach nur Glück, oder ist Norwegen das Paradies auf Erden für jeden Camper?
Da wir ziemlich jedes Gewässer nutzen, um uns zu waschen, sprang ich auch hier in’s kühle Nass. KÜHL? Selbst der Begriff „eiskalt“ wäre noch viel zu warm gewesen… Ich bin echt nicht zimperlich, was Kälte angeht, aber ey, ich bekam sofort Schnappatmung, musste einmal ziemlich männlich aufschreien (es bestand Verwechslungsgefahr mit einem Brunftschrei) und als ich draußen war, spürte ich bestimmt 20 Sekunden meine Arme nicht mehr. Ich sah Sebastian Kneipp seinen Hut vor mir ziehen…
Der Abend rückte näher, ich hatte meine Körpertemperatur zurück und wir ließen den Tag entspannt am Feuer ausklingen.



Am nächsten Morgen packten wir unsere nicht sieben, sondern 108 Sachen und machten uns direkt auf den Weg zum Latefossen Wasserfall!
Leider sind die Wanderwege dort zu dieser Jahreszeit gesperrt, weil sie überflutet sind. Von der viel befahrenen Straße konnten wir aber einen kurzen Blick auf die unendlichen Wassermassen werfen, die von den Felsen herunter prasselten.



Etwas enttäuscht darüber, dass unsere Wanderung in’s (Haha) Wasser fiel, begaben wir uns auf Schlafplatz Suche. Wir fuhren kilometerweit durch Wälder, an Flüssen entlang, durch Ferienhaus Anlagen und vorbei an Hafenparkplätzen aber nirgendwo fühlten wir uns so richtig wohl. Und auf ne Nacht in ner Parkbucht hatten wir gar keinen Bock. Das Frustrationslevel stieg konstant… Es ist verrückt, an manchen Tagen finden wir einen Schlafplatz nach dem anderen und dann gibt es diese Tage, an denen irgendwie der Wurm drin ist und uns kein Platz wirklich zufrieden stimmt.
Also fuhren wir, bis wir in Flataboelvi, mitten im Nirgendwo endlich fündig wurden. Ein wundervoller Schlafplatz auf einer Wiese mit mehreren Feuerstellen, Zugang zum See und Schafen und Kühen direkt vor der Schiebetür! Hier quartierten wir uns großzügig ein. Pascal kümmerte sich um das Vorzelt, da sich Regen ankündigte, Pan feierte seine Freiheit und ich sammelte die getrocknete Schafskacke ein (weil unser jüngstes Familienmitglied einfach alles isst, was ihm in die Finger kommt, umter anderem Schafskacke, Yummie.).
Noch am selben Abend bekamen wir Gesellschaft von Claudia und Markus, zwei sympathischen Bayern, mit denen wir den Abend gemütlich am Lagerfeuer verbrachten. Pascal freute sich über deutsches Dosenbier und Pan kann jetzt dank den beiden „PROST!“! Wie cool, dass wir unserem Junior irgendwann erzählen können, dass ihm zwei Bayer in Norwegen diesen Meilenstein beigebracht haben!
Diese Begegnungen tun so gut. Neue Bekanntschaften zu machen, zusammen am Lagerfeuer zu sitzen und zu babbeln ist einfach unheimlich bereichernd. Und im Idealfall versteht man sich so gut, dass ein Wiedersehen in Bayern auf dem Bauernhof dabei raus springt!

Die nächsten Tage waren ziemlich regnerisch, aber durch das Vorzelt haben wir eine große Raumerweiterung, von der wir alle profitieren. Trotzdem waren wir viel draußen (denn mit entsprechender Kleidung ist alles möglich), sind querfeldein über mächtige Felsen gewandert, entlang an Wasserfällen, haben im See gebadet, Feuer gemacht, die Ruhe dieses Ortes in unseren Herzen gespeichert! Manche Plätze würden wir gerne nie wieder verlassen. Das war definitiv einer davon, obwohl Pan noch heute irgendwie nach Schafskaka riecht…


Nach 3 erholsamen Tagen geht unsere Reise weiter nach Bergen (Claudia, danke für den Tipp!). Ich bin ja kein großer Fan von Städten und habe mich dann Gott sei Dank davon überzeugen lassen, dass Bergen doch eine Reise wert ist! Und Freunde, so war es auch! WOW! Das Hafenviertel Bryggen (UNESCO Weltkulturerbe) mit seinen charmanten, engen Gassen ist atemberaubend schön! Man flaniert über einen Holzboden an den perfekt unperfekten, alten Holzhäusern vorbei, alles ist schief und krumm und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Zimmerermeister an meiner Seite sah das Ganze mit einem eher kritischen, statischen Auge… Die ganze Stadt ist voll mit Kunst, Ateliers, liebevoll gestalteten Gassen, Museen, kleinen Souvenirläden und urigen Cafés. Für mich war Bergen wirklich sagenhaft schön und es lohnt sich einmal durch die Stadt zu schlendern! (Achtung: hohe Parkgebühren, ca. 8 Flocken für 2h)


TIPP: Das KAF (kleines Café in Bryggen) ist wirklich sehr empfehlenswert! Hier habe ich den besten Chai Latte meines Lebens getrunken!

Unsere Reise geht weiter nach Hoyanger!

DANKE für die coolen Gespräche:
Claudia & Markus

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Anonymous

    Hey, 1. Urlaubstag, eine Tasse Kaffee vor mir und wie jeden Morgen heidi.finition angeklickt, den 2. Teil eures Berichtes über Norwegen entdeckt, und gleich hat sich ein Lächeln in mein Gesicht gestohlen. WOW WOW WOW! Manchmal finde ich einfach keine anderen Worte! Diese Bilder, die schon beim Anschauen einen Erholungsfaktor ausstrahlen und deine ehrlichen und oft einfach witzigen Worte🤣- schließlich teilen wir Schoppernau und die Plumpsklo- Liebe😉auf immer und ewig – ich könnte mich in die Berichte „reinlegen“ und fühle mich euch Dreien sooo nah🧡🧡🧡. Es wundert mich nicht mehr, dass ich in meinem Leben einfach mal nach Norwegen, Traumziel Lofoten, reisen will😍.
    Und hey, Schafskacke!? Deine Tante hat in Pans Alter LEBENDE Nacktschnecken frisch vom Acker bevorzugt😁!!!
    Lebt weiter euren Traum, wir sind bei und mit euch, und BITTE schreibt einen ellenlangen Bericht über die Lofoten… ich bin sooo gespannt!
    Passt auf euch auf, bleibt gesund… wir lieben und vermissen euch🤗😘😥🧡
    …die aus der Hub❤

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