Am Freitag, 09.07.21 ging unsere Fähre von Sassnitz nach Ystad. Die Überfahrt war ziemlich easy und alles ohne bürokratischen Schnick Schnack. Also ganz nach unserem Geschmack! (Wir sind mit der FRS Baltic Fähre gefahren und haben 159€ bezahlt)
In Schweden angekommen, gab es weder Grenzkontrollen, noch wollte jemand unsere Impfpässe sehen. Im Gegenteil: wir fuhren lediglich an einem kleinen, unbesetzten Zollhäuschen vorbei.
Unsere ersten Eindrücke von Schweden waren folgende:
Natur soweit das Auge reicht! Alles ist grün, man fährt an tausend Seen vorbei und zwischendrin steht immer mal wieder ein klassisch rotes Schwedenhaus! Die Anwesen sind ziemlich groß, die Vorgärten penibel gepflegt und zum nächsten Nachbar muss man manchmal ein paar km weit laufen.
Die Straßen scheinen oft endlos zu sein, doch dann landet man immer an noch schöneren Orten. Und auch das erste „Vorsicht Elch“ Verkehrsschild lässt nicht lange auf sich warten.
Staunend fuhren wir unseren ersten Schlafplatz in der Nähe von Odensjo an. Im Wald, direkt an einem See mit Sandstrand, wie aus einem Vanlife-Bilderbuch! Ausgestattet mit einer Trockentoilette, Brennholz, 2 Grillstellen und vielen Sitz Möglichkeiten, ließ es sich hier auch gut bei Regen aushalten. Pan eroberte in voller Regenmontur den ganzen Wald (und hat auch das ein oder andere Blatt verspeist) und Pascal baute professionell eine riesige Markisenerweiterung. Hier fühlten wir uns richtig wohl. Wir badeten zum 1. Mal alle drei im See, wanderten zum 1. Mal durch schwedische Wälder und hofften Elche zu sehen. Alles fühlte sich an, wie in einer riesengroßen Traumblase!
Abends kam ein Bauer vorbei, der weder deutsch, noch englisch verstand, kassierte 50 Kronen pro Nacht und verabschiedete sich wieder. Diese Einfachheit beeindruckte uns von der ersten Sekunde.
Und so schön das Leben im Bus auch ist, gab es auch Momente, die uns stressten und unsere Grenzen spüren ließen.
Pan musste andauernd an-, aus- und umgezogen werden, die Schnaken waren richtig scheiße, wenn wir nicht direkt jede Kleinigkeit verräumten, herrschte sofort absolutes Chaos im Bus, die Spülmaschinen Sehnsucht stieg und zur Krönung konnte Pascal immernoch nicht meine Gedanken lesen… Na toll!
Und trotzdem überwiegt immer die Freude und Dankbarkeit, dass wir den Duft dieser großen Freiheit schnuppern dürfen.
Nach 3 Nächten zog es uns weiter Richtung Nordwesten nach Munkedal. Ein großer Haushaltstag mit Wäsche waschen, einkaufen und aufräumen stand auf unserer To-Do Liste.
Ich muss zugeben, dass wir uns das Thema Wäsche waschen irgendwie einfacher vorgestellt hatten. Verwöhnt von unseren Frankreich Urlauben, gingen wir davon aus, dass es sicher Waschmaschinen an den Supermärkten gibt, oder wenigstens den ein oder anderen Waschsalon. Haha. Weit gefehlt, Freunde! Waschen geht in Schweden lediglich vereinzelt auf Campingplätzen oder Stellplätzen.
Wir hatten Glück und sind auf einem tollen Stellplatz gelandet, der auch noch mit einem heiligen Toploader ausgestattet war. Aber das war nicht alles: Eine Grillstelle mit Feuerholz, 2 kleine Küchenzeilen, Wasserkocher, Kühlmöglichkeiten, überdachte Sitzmöglichkeiten, Dusche, Toilette, all das stand den Reisenden dort zur Verfügung! Und das für 20€ die Nacht war echt ein ziemlich faires Schnäppchen (bezahlt wurde entweder Cash oder ganz bequem per Paypal). Das Schönste kommt ja noch: alles lief hier auf Vetrauensbasis und ohne diese ewigen Check-In Prozesse. In 2 Minuten hatte Pascal alles geregelt und wir konnten uns entspannt unserem Haushaltstag widmen!
Unsere Reise geht weiter an die Schären!
Immer wieder, wenn wir uns nach Schweden-Tipps erkundigten, wurden uns die Schären empfohlen. Zu Recht!
Das dunkelblaue Meer, die glatten rötlichen Felsen, die Sandstrände und die grünen Heidelandschaften machen die Idylle perfekt.
Wir hatten Glück und konnten neben vielen anderen Campern einen wundervollen Platz direkt am Meer mit eigener Feuerstelle ergattern. Ohhh Schweden, du gefällst uns jeden Tag mehr!
Hier blieben wir 3 Nächte, kamen langsam an. Fanden Ansätze einer Routine, die wir 3 dringend brauchten. Das Suchen im Bus wurde weniger, die Zufriedenheit größer. Es kehrte Ruhe ein.
Die Tage vergingen wie im Flug. Wir badeten im Meer, erkundeten neugierig die Umgebung, machten Feuer, nahmen uns Zeit für uns und jeder auch für sich selbst!
Und wie sagt man? Wenn es am Schönsten ist, soll man gehen. Naja bei uns heißt das wohl eher: Wenn das Porta Potti voll ist, sollten wir gehen…
Zum ersten Mal überkam mich ein Gefühl von Traurigkeit, als wir weiterzogen. Wie oft wird mir das wohl noch in den nächsten Monaten passieren?
Unsere Reise geht weiter nach Smögen.
Naja, was soll ich sagen? Jeder kennt es, dieses eine Foto von Smögen mit den vielen, bunten Fischerhäuschen. Und ja, auch wir haben jetzt einen Schnappschuss davon. Und ja, auch wir sind den nett angelegten Holzsteg entlang geschlendert, haben die Schönen und Reichen auf ihren Booten betrachtet, die sich dort im Hafen präsentierten. Und ja, auch wir waren begeistert von den schönen kleinen Geschäften, die Klamotten und Souvenirs verkauften.
Und ja, bei 37 Kronen für eine Kugel Eis? Da bin selbst ich raus.
Aber wir haben auch wieder festgestellt, dass diese Touristen Hotspots einfach gar nicht unser Ding sind. Auch das gehört zum Reisen dazu, wir lernen täglich, was wir wollen, was uns gut tut und was wir verändern möchten.
Für uns stand fest: nach so viel Tumult brauchen wir jetzt dringend eine Ladung Pampa.
Unsere Reise geht weiter nach Blomsholm. Zurück in die Natur, an einen See mitten im Nirgendwo. Ich muss zugeben, dass ich nicht hier bleiben wollte, weil Pascal der Abenteurer mit eingeklappten Seitenspiegeln versuchte, den coolsten Schlafplatz zu ergattern… Manchmal bin ich mit 2 Kindern unterwegs.
Aber als Heidi nach einigen Versuchen und mehreren Panikattacken meinerseits endlich an dem ausgewählten Ort stand, waren wir alle ziemlich glücklich hier gelandet zu sein.
Einerseits bin ich dankbar dafür, dass Pascal für seine Ziele kämpft, und betrachte das auch als eine seiner stärksten Charaktereigenschaften. Andererseits bringt mich das auch oft an meine Toleranzgrenze. Dass da Diskussionen vorprogrammiert sind, ist ziemlich klar.
Kurz durchatmen hilft. Eine Umarmung noch mehr. Und lässt man den Blick einmal über diese schöne Landschaft schweifen, sind alle Aufregungen auch schnell wieder vergessen.
Dieser Ort hatte etwas magisches. Wir badeten direkt nach dem Aufstehen im See, wanderten barfuß durch die Wälder und machten das, worauf wir Lust hatten. Und wenn wir keinen Bock hatten, unser Geschirr zu spülen, dann wurde das eben auf morgen verschoben. Immer mehr merke ich, wie sehr mir genau diese Entspanntheit im Alltag fehlt. Wie oft ich Unwichtiges fokussiere und dabei wertvolle Momente mit mir selbst und meiner Familie hinten an stelle. Hört sich nach einer Lernaufgabe für mich an!
DANKE SCHWEDEN, für diese fabelhaft schönen Eindrücke! In wenigen Wochen sehen wir uns wieder, voller Hoffnung einem Elch zu begegnen.
Ach Lisa,
ganz schön zwiespältig waren meine Gefühle beim Lesen deines Berichtes: Einerseits kann ich gut von der großen Freiheit träumen – daheim, in einer Wohnung mit allem, was das Herz begehrt!(?) Andererseits bewegen mich genau diese Gedanken, einmal gerade nur das zu tun, was vor allem meine Seele braucht, seit Jahrzehnten. Diese genau voraussehbaren Tagesabläufe rauben so oft meine Energie, machen müde, ich vermisse Freude…ABER gestern bin ich mit den Kindern durchs Mittelbächle gewatet, habe gelacht, wurde patschnass gespritzt und bin heim mit der Erkenntnis, dass Abenteuer und pure Lebenslust auch um die Ecke warten können!
Lebt weiter euren Traum, lasst euch durch alltäglichen Kleinkram nicht beirren, wir begleiten euch in Liebe und Sehnsucht nach euch Dreien,
die aus der Hub ❤🤗